White buffalo woman

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Die weisse Büffelfrau - The white buffalo calf woman

Die Geschichte von der weißen Büffelkalbfrau, ist wohl die bedeutendste Legende der Sioux. Es gibt sie in einer Vielzahl, unterschiedlicher Varianten. Die nachfolgende Fassung stammt von Lame Deer, der sie 1967, auf der Rosebud Reservation erzählte.

In einem Sommer vor so langer Zeit, dass niemand mehr genau weiß wann, kamen die Stämme der Lakota Nation zusammen und campten. Die Sonne schien ununterbrochen, aber es gab kein Wild und die Menschen hungerten. 

Jeden Tag schickten sie Scouts aus, um nach Beute zu suchen, aber die Scouts fanden nichts. Unter den versammelten Stämmen waren auch die Itazipcho, die „Ohne Bogen“. Sie hatten ihr eigenes Lager unter ihrem Chief Standing Hollow Horn. 


DIE LEGENDE

Eines frühen Morgens schickte der Chief zwei seiner jungen Männer los, um nach Wild zu jagen. Sie gingen zu Fuß, denn zu jener Zeit hatten die Sioux noch keine Pferde. Die Jäger suchten überall, aber sie konnten nichts finden. Als sie einen Hügel sahen, beschlossen sie hinaufzuklettern, um weit ins Land hineinsehen zu können. 

Sie hatten ungefähr die Hälfte des Weges hinter sich, als sie aus der Entfernung etwas auf sich zukommen sahen, aber die Gestalt lief nicht, sie schwebte. Deshalb wussten sie, dass diese Person wakan war - heilig.


Zunächst konnten sie nur einen kleinen Punkt sehen, der sich bewegte. So klein, dass sie blinzeln mussten um zu erkennen, dass es die Form eines Menschen war. Aber als die Gestalt näher kam, wurde ihnen klar, dass es eine schöne junge Frau war.

Schöner als alle, die sie je zuvor gesehen hatten, mit zwei roten aufgemalten Kreisen auf ihren Wangen. Sie trug ein wunderschönes Kleid aus weißem Leder, das so lange gegerbt worden war, bis es schon von weitem in der Sonne leuchtete. Es war mit Stachelschweinborsten bestickt, mit solch heiligen und farbkräftigen Motiven, dass es von keiner gewöhnlichen Frau gemacht sein konnte. Diese heilige Fremde war Pte San Wi, White Buffalo Woman. 

In ihren Händen hielt sie ein großes Bündel und einen Fächer aus Salbeiblättern. Ihr blauschwarzes Haar trug sie lose. Nur eine einzelne Strähne auf der linken Seite war mit Büffelfell nach oben gebunden. Ihre Augen waren dunkel, glänzend und voller Kraft. Die zwei Männer bestaunten sie mit offenem Mund. Der eine konnte sich vor Furcht nicht bewegen, aber der andere begehrte die junge Frau und streckte die Hand aus, um sie zu berühren. 

Doch die Frau war lila wakan - sehr heilig - und durfte nicht so respektlos behandelt werden. Der ungestüme junge Mann wurde deshalb auf der Stelle vom Blitz getroffen und verbrannte. Nur ein kleines Häufchen schwarzer Knochen blieb von ihm übrig. Andere sagen allerdings, dass er plötzlich von einer Wolke umgeben war, und dort wurde er von Schlangen aufgefressen, die nur sein Skelett übrig ließen. So, wie ein Mann von purer Begierde aufgefressen werden kann... 


Die Frau wandte sich an den anderen Scout, der sich rechtmäßig verhalten hatte, und begann zu sprechen: „Ich bin gekommen, um deinem Volk eine Botschaft zu überbringen. Eine Botschaft vom Volk der Büffel. Geh zurück zum Lager und sage deinen Leuten, sie sollen sich auf meine Ankunft vorbereiten. Sage deinem Chief, er soll eine Medizinhütte mit 24 Pfählen aufstellen. Und lasse sie für mein Kommen segnen.“


Der junge Jäger kehrte zum Camp zurück. Er erzählte dem Häuptling, was die heilige Frau befohlen hatte. Der Häuptling sagte es dem Ausrufer, und der Ausrufer ging durch das ganze Lager und verkündete: „Jemand Heiliges kommt zu uns! Eine heilige Frau nähert sich! Macht alles für sie bereit!“ 


Die Leute stellten das große Medizintipi auf und warteten. Vier Tage später tauchte die Weiße Büffelkalbfrau auf, in der Hand das Bündel. Ihr wunderschönes weißes Lederkleid glänzte schon von weitem. 

Chief Standing Hollow Horn lud sie ein, die Medizinhütte zu betreten. Sie ging hinein und wanderte einmal durch das Kreisrund des Tipis. 


Der Häuptling sprach sie voller Respekt an und sagte: „Schwester, wir sind froh, dass du gekommen bist, um uns zu unterrichten.“ Sie erzählte ihm, was getan werden musste. In der Mitte des Tipis sollte ein heiliger Altar aufgestellt werden. Gefertigt aus roter Erde, mit einem Büffelschädel und einem Gestell aus drei Stöcken für einen heiligen Gegenstand, den sie ihnen bringe.


Die Menschen taten, was ihnen gesagt wurde, und mit ihrem Finger malte die Frau dann ein Muster auf die geglättete Erde des Altars. Sie erklärte den Menschen, was sie getan hatte, und lief dann nochmals in einem Kreis durch das Tipi. 

Vor dem Chief blieb sie stehen und öffnete das Bündel. Der Gegenstand, der darin lag, war die Chanunpa - die heilige Pfeife. Sie nahm sie heraus und die Menschen durften sie betrachten. Den Stiel hielt sie mit ihrer rechten Hand und den Kopf mit ihrer linken, und so wird die Pfeife seit jener Zeit immer gehalten. Und wieder sprach der Chief: „Schwester, wir sind froh. Aber wir haben schon lange kein Fleisch mehr. Alles, was wir dir anbieten können, ist Wasser.“ 


Er tauchte etwas Süßgras in einen Wasserbeutel und gab es ihr, und seit diesem Tag tauchen die Menschen Süßgras oder eine Adlerfeder in Wasser und besprenkeln damit eine Person, um sie zu reinigen. 

Die Weiße Büffelkalbfrau zeigte den Leuten, wie man die Pfeife benutzt. Sie füllte sie mit rotem Tabak aus Weidenrinde. Viermal lief sie um die Hütte, ganz so wie es Anpetu Wi tut - die Große Sonne. Damit symbolisierte sie den niemals endenden Kreis, den heiligen Reifen, die Straße des Lebens.


Dann hielt sie den Splitter eines getrockneten Büffelknochens ins Feuer und brachte damit die Pfeife zum Brennen. Dies war das endlose Feuer, die Flamme, die von Generation zu Generation weitergetragen werden sollte.

Die Büffelkalbfrau erklärte den Menschen, dass der Rauch der Pfeife der Atem Tunkashilas ist, der lebendige Atem des großen Großvaters Geheimnis.


Dann lehrte sie die Menschen, wie man betet; sie lehrte ihnen die richtigen Worte und die richtigen Gesten. Und sie sprach zu ihnen: „Ich bin jedes der vier Lebensalter. Ich werde zu jeder eurer Generationen kommen. Ich werde zurückkehren.“

Damit verließ die Frau die Menschen. „Toksha ake wacinyanktin ktelo,“ sagte sie. „Ich werde euch wiedersehen.“ Die Menschen sahen sie in die gleiche Richtung davongehen, aus der sie gekommen war - eine dunkle Gestalt im roten Kreis der untergehenden Sonne. Sie lief, blieb aber plötzlich stehen und rollte sich viermal über den Boden. 


Das Original ist zu finden in:
American Indian Myths and Legends
Selected and edited by Richard Erdoes and Alfonso Ortiz
Pantheon Fairy Tale & Folklore Library, 1984

QUELLE: Indianer-Reservation.de

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